Masstäbe zur Beurteilung des Vortragenden
Einige Masstäbe zur Beurteilung des Vortragenden und des Gesprächsleiters in meinen Seminar-Veranstaltungen
A Vortragender
1 Problemkreis: Wird der grössere Zusammenhang einlässlich aufgezeigt?
2 Aufgabenstellung: Ist diese klar aus dem Problemkreis abgegrenzt?
3 Interessensweckung: Wird der weitere und nähere Sinn des Themas dargetan? Sind Bezüge zu anderen Gebieten in das Blickfeld einbezogen?
4 Niveau-Angemessenheit: Wird auf den Wissensstand der Zuhörer Rücksicht ge-nommen? Spricht der Referent über die Köpfe der Zuhörer hinweg? Trägt er Gemeinplätze vor?
5 Verständlichkeit: Sind die wichtigsten Begriffe, Tatsachen und Beziehungen a) gerade noch, b) mittelmässig, c) gut, d) ausgezeichnet begreiflich gemacht?
6 Anschaulichkeit: Ist die Gedankenführung a) folgerichtig entwickelt, b) einsichtig? Bestehen merkliche Lücken in der Argumentation?
7 Zeiteinteilung: Ist die Zeitvorgabe eingehalten? Wurde die Zeit ausgewogen auf die einzelnen Themenbereiche aufgeteilt?
8 Zielerreichung: Ist das Thema abgeschlossen? Wurden Teile dazwischen aus-gelassen?
9 Sprechen: Ist der Vortrag flüssig und ohne Zwischenpausen? Sucht der Referent nach Wörtern? Trägt er a) locker, lebendig oder b) mehr monoton, eintönig vor?
10 Sprache: Ist die Sprache a) deutlich, artikuliert, b) in der Lauthöhe ange-messen? Ist sie mit Elementen aus nicht dem Thema angemessener Sprachebene durchsetzt? Werden vieldeutige und daher nichtssagende Modebegriffe („Konzept“, „Struktur“, „Relevanz“) eingestreut? Spricht der Referent Fremdwörter richtig aus?
11 Kontakt: Wird die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf gleicher Höhe gehalten? Beherrscht der Vortragende die Zuhörer durch a) die Kraft seines Vortrags, b) den Blick? Werden alle Zuhörer angesprochen oder richtet sich der Referent nur an einige? Starrt er einen Punkt an? Liest er ab? Wenn ja: in welchem Umfang?
12 Hilfsmittel: Ergänzen und erleichtern die Hilfsmittel (wie ausgegebener gedruckter Gliederungsbogen, Tafelanschrieb, Folien) den Vortrag? Beziehen diese sich auch auf das Thema?
B Gesprächsleiter
1 Gesprächsplan: Liegt ein a) einsichtiger, b) dem Thema gemässer und c) ausge-wogener Gesprächsplan vor? Werden Schwerpunkte sinnvoll herausgegriffen? Wird die Zeitdauer berücksichtigt?
2 Dskussionsleitung: Wird abgefragt? Gelingt es, alle Teilnehmer zu Äusserungen zu verlanlassen? Erhalten einige zu häufig das Wort? Werden gehemmte Teilneh-mer gefördert?
3 Übergänge: Fasst der Diskussionsleiter die in der Ausprache herausgear–beiteten Tatsachen und Erkenntnisse jeweils zusammen, ehe er den nächsten Diskussionspunkt aufruft?
4 Schwierigkeiten: Wie behandelt der Gesprächsleiter a) sachlich falsche, b) in der Form unangebrachte, c) nicht zum Thema gehördende Beiträge?
5 Hindernisse: Wird der Gesprächsleiter (warum?) von Anwesenden a) offen, b) verhehlt behindert? Wie begegnet er diesem Umstand?
6 Selbstredequote: Belegt der Gesprächsleiter mehr als 10 Prozent der Zeit mit eigener Rede? Mischt er sich besserwissend ein? Kommentiert er abgegebene Meinungsäusserungen?
7 Neutralität: Erkennt man (woraus?) den Standpunkt des Diskussionsleiters bei Kontroversfragen?
8 Zielerreichung: Hat die Aussprache am Ende alle im Gesprächsplan genannten Probleme behandelt? Warum nicht?
9 Sprache: Siehe I, 10.
10 Sprechen: Siehe I, 11
A man’s opinions are generally of much more value than his arguments.
(Johann Wolfgang Goethe, German philosopher, poet & statesman.)