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Der schnelle Wandel im Wirtschaftsleben zwingt Systeme, flexibler auf neue Geschehnisse am Markt zu reagieren. Traditionelle Strukturen und Wege sind nicht mehr zeitgemäß. Diese bedürfen der Überholung, da durch das Überangebot an Waren ein regelrechter Verdrängungswettbewerb stattgefunden hat. Des weiteren bestehen Abnehmer auf individuelle Güter. Heterogene Güter, die produziert werden, entsprechen dabei der Selbstverwirklichung der Nutzer. Zudem muss auf die verkürzten Produktlebenszyklen eingegangen werden. Diese ergeben sich letztendlich aus den vorher genannten Aspekten.
Mitbewerber erhöhen durch ihr eigenes Innovationsverhalten das Agieren des eigenen Systems am Markt. So bestand bis vor geraumer Zeit die Produktpolitik der Systeme darin, Verbesserungen bestehender Versionen zu präsentieren. Ein Produkt fußte auf dem vorherigen. So sahen es Systeme bisher nicht als notwendig an, neue Produkte oder Produktverbesserungen auf ihren Erfolg hin zu überprüfen.
Neue Entwürfe führten jedoch zu dem Ergebnis, dass jede Neuerung durch das System verfolgt und untersucht werden muss. Der Innovationsprozess wird somit auf den Abnehmer erweitert, indem seine Reaktion untersucht wird. Dies stellt eine Herausforderung an das Management und die Dynamik von Innovationsprozessen dar. Die Kosten spielen hierbei eine zentrale Rolle. So werden diese Systeme gezwungen, auch in Nischenmärkten ihre Produkte anzubieten. Neue Ideen verlagern sich also weg vom Massenmarkt hin zum individuellen Design. Dies setzt voraus, dass neue Wege gefunden werden, bisherige Produkte abzusetzen. Hierbei stehen Informationen über die Bedürfnisse und das Wissen, wie diese Bedürfnisse befriedigt werden können, im Vordergrund der Betrachtung.
Die Quellen und Potentiale der Wertschöpfungskette sind ein Erfolgsfaktor, welcher durch die Beteiligten, wie Lieferanten, Kunden, Mitbewerber und Kooperationspartner definiert wird. Schaut man auf bisherige Konzepte der Kundenorientierung, so wird man unweigerlich auf das Konzept der Mass Customization stoßen. Dieser Begriff stellt sich als ein strategischer Erfolgsfaktor der Produktion, welcher oftmals von Unternehmen bestritten wird, dar, um einen gewissen Wandlungs- als auch Innovationsdruck zu mindern. Es wird deshalb versucht, systemisches Handeln, Effektivität und Kreativität zu kombinieren. So werden die oft genannten Gegenpole Effektivität & Effizienz auf der einen Seite und Innovation auf der anderen Seite vereint.
Infolgedessen wird Innovation oftmals unter dem Mantel eines Kosten-Nutzenkriteriums zusammen mit dem Nutzer verwirklicht. Die von Reichwald und Piller bezeichneten Innovationskooperationen zwischen Unternehmen und Kunden werden letztendlich als Open Innovation bezeichnet.1 Die Autoren konzentrieren sich hier auf eine nutzerintegrierte Wissensquelle. Der Nutzer ist also nicht mehr bloßer Konsument sondern arbeitet mit. Somit steht das Konzept der Open Innovation im Gegensatz zu traditionellen Forschungs- und Entwicklungskonzepten, bei denen interne Partner unter Geheimhaltung neue Dinge hierarchisch im systematischen Ausschlussverfahren entwickeln.
Die Öffnung des Innovationsprozesses sprengt diese Grenzen und öffnet sich dem zukünftigen Markt, indem es alle Beteiligten und Interessierten einlädt, an der Ideenfindung teilzuhaben. Der Kunde besitzt einen besonderen Wert für das System und ist letztendlich nicht als geldgebendes Instrument, sondern vielmehr auch als Ideengeber, der sein Wissen und seine Eingebungen zur Verfügung stellt, zu sehen. Open Innovation kann als selbstorganisierter, vielleicht teilweise auch chaotischer Prozess, der dem Individuum weitreichende Fähigkeiten zuspricht, verstanden werden.
Zweck dieser Veranstaltung ist es, einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung im Hinblick auf den Bereich des Open Innovation zu geben. Hierbei sollen zunächst Begriffsbestimmungen nachgezeichnet und dann in die Thematik detaillierter eingegangen werden. Die Erläuterung der begrifflichen Grundlagen ermöglichen dem Leser, Open Innovation in ein grobes Raster einzuteilen.
Dr. rer. pol. Eckehard Krah
Juni 2013